Artgerechte Unterhaltung von Jagdhunden

"Oh, was für ein toller Hund, was ist der denn von Beruf?"

Diese Frage haben Sie sicherlich noch nicht gehört und sich wahrscheinlich auch noch nie Gedanken zu diesem Thema gemacht? Es bleibt nur zu hoffen, dass Sie keinen Jagdhund als Begleiter haben.

Denn mit der Haltung eines Jagdhundes haben Sie sich nicht einen vorurteilsfreien Lebenspartner angeschafft, der sich gut zu Repräsentationszwecken eignet. Vielmehr haben Sie einen Vierbeiner, bei dem reizarme Haltung zu Verhaltenstörungen führt und der ohne Auslastung schnell eine ganze Familie tyrannisieren kann.

Bei der Lebensgestaltung von unseren Kindern gehen wir sorgfältig planend vor und nehmen Rücksicht auf die genetische Veranlagung. Dazu zieht sich die Mutter aus dem Berufsleben zurück, um die ganze Aufmerksamkeit dem Kind zu widmen, es wird ein Kindergartenplatz beschafft, damit das Kind lernt sich in veränderter sozialer Umgebung zurechtzufinden, Vorschule, Grundschule alles läuft nach Plan. Auf die schulischen Leistungen wird reagiert, Abitur oder Matura mit anschließendem Studium scheiden wegen mangelnder Veranlagung aus. Die übergewichtige Tochter animieren wir nicht zu einer Ausbildung zur Tänzerin, den einfältigen Sohn zwingen wir nicht zum Jurastudium. Aber für den kräftigen Jungen ist die Ausbildung als Schmied genau das richtige.

Dieser junge Mann lernt eine junge Psychologie-Studentin kennen und stellt für sich persönlich fest, dass auch er sich weiter bilden muss, besucht die Abendschule, holt das Abitur nach, und studiert Zoologie. Nach dem Studien-Ende eröffnet er mit seiner Frau - besagter Psychologin - später eine Hundeschule - und muss sich mit Ihrem Hund beschäftigen. Denn dem wurde auch zum falschen Beruf geraten!

Der Hund ist ein Produkt seiner Umwelt. Dies mindestens zu 70-75%. Der Rest ist ererbte Veranlagung, die selbst wiederum höchst unterschiedlich ausfallen kann. Betrachten Sie bitte dazu einfach einen Wurf Deutsch-Drahthaar. Zunächst fällt das stark variable Äußere auf, braun und schwarz, mit und ohne weißen Platten. Aber bereits bei den Welpen können Sie nach kurzer Beobachtung die unterschiedlichsten Charaktere erkennen.

Nachstehend einige Beobachtungen von Welpen bei einem Deutsch-Drahthaar-Züchter am Niederrhein. Wir trafen uns nachmittags bei recht hohen Temperaturen im Garten, um die sieben Wochen alte Meute zu beobachten. Und dabei traten als Hauptakteure auf:

  1. Der Kämpfer, der unnachgiebig seine Geschwister in Rangeleien verwickelte, einen für ihn viel zu schweren Ast über den Rasen zog, dabei rückwärts in die Vogeltränke stolperte und sich als letzter zur Ruhe legte.
  2. Der Professor, ein Welpe, der sehr ruhig Kontakt mit uns aufnahm, die spielerischen Attacken seines zuvor beschriebenen Bruders souverän abwehrte und den Eindruck vermittelte, guten Kontakt zu allen Welpen zu haben.
  3. Mehrere Hunde, die freudig miteinander spielten, durch den Kämpfer immer wieder mal angerempelt und abgelenkt wurden, beim Spiel von Zeit zu Zeit inne hielten und die Geschwister beobachteten, unsere Schuhe als besonders interessant erachteten.
  4. Eine Hündin, die stets versuchte durch die dichte und undurchdringliche Hecke zu klettern, die von den munter rumtollenden Geschwistern tollpatschig über den Haufen gelaufen wurde und letztlich gähnend vor ihrer Hecke saß.

Die zunächst unauffällig spielenden Welpen legten sich als erste zu uns in den Schatten unter den Tisch. Danach gesellten sich alle Geschwister dazu, die Heckenkletterin legte sich vorsichtig dazu, der Professor legte sich ab, während ein Rüde immer noch - der totalen Erschöpfung nahe - mit dem Ast beschäftigt war. Der erfahrene Leser kann sich vorstellen, in welchem Maße der neue Besitzer bei der Haltung und Ausbildung dieses Hundes gefordert war. Wie im richtigen Leben kann man hier nur anmerken, "drum prüfe, wer sich ewig bindet!".

Wissenschaftlich betrachtet wurden hier die Auswirkungen der Prägung während der ersten sechs bis sieben Lebenswochen geschildert. Bereits bei nur 6-8 Wochen alten Wölfen wurde nachgewiesen, dass die dominierenden Welpen einen deutlich höheren Hormon-Spiegel mit geringerer Reaktionsverzögerung und eine signifikant höhere Herzleistung zeigten.

Die Übertragbarkeit dieser Feststellungen auf unsere Hunde ist nachgewiesen. Sie bestätigen, dass durch die Aufzucht in den ersten sechs Wochen der Phänotyp des Verhaltens in jedem Falle bereits festgeschrieben wurde - und das noch ehe Sie den Hund übernehmen. In den ersten acht Wochen - also während der Welpe in der Obhut des Züchters ist - sind die Grundlagen des Jagdhundes geschaffen.

Sollte sich bei Ihnen ein gewisser Frust breit machen, sollten Sie sich aber gerade diese Gesetzmäßigkeiten zu eigen machen. Geben Sie von nun an dem Hund die Sicherheit, dass er sich in Ihrem Rudel beschützt und gut aufgehoben fühlt. Und er nicht die Alpha-Position bei schwacher Führung übernehmen muss. Setzen Sie dies aber nicht mit dem aggressiven Verhalten unseres oben geschilderten Kämpfers gleich, denn die Führungsposition wird durch Anerkennung erworben. Auf unser zuvor beschriebenes Welpenrudel übertragen heißt das, dass nicht der Kämpfer das Alpha-Tier war, sondern der als Professor beschriebene Welpe.

Unterhaltung für Körper und Geist

Hinweise auf die durchschnittliche Gehorsams- und Arbeitsintelligenz lassen sich ableiten aus einer Auswertung von Gehorsamsprüfungen in den USA [Stanley Coren, Die Intelligenz der Hunde, Rowohlt-Verlag]. Dabei werden von den bekannten Jagdhundrassen - wenn man die umfangreiche Auswertung mit Schulnoten simplifiziert - der Deutsch Kurzhaar und Vizsla mit "2", alle Setter mit "3" und der Deutsch Drahthaar mit einer guten "4" bewertet. Als Klassenbeste erwiesen sich - wie nicht anders zu erwarten war - die Border-Collies und Pudel. Mit ihnen werden Übungen am einfachsten verlaufen.

Wie viel Bewegung für den Jagdhund ?

Wir sollten immer im Hinterkopf halten, dass wir es bei jedem Hund mit einem Individuum zu tun haben und deren Bedürfnisse von Rasse und Temperament abhängen. Selbst der Hinweis auf die ererbte Veranlagung von Mutter und Vater reicht nicht. Aber grundsätzlich haben Jagdhunde ein hohes Bedürfnis an Bewegung und Beschäftigung, das zwar wie bei allen Hunderassen im Alter abnimmt, aber selbst dann noch auf hohem Niveau bleibt. Somit sind hauptsächlich aktive, sportliche Rudelmitglieder angesprochen.

Hier sollte auch sofort mit dem Vorurteil aufgeräumt werden, dass ein Jagdhund unbedingt in die Hände von Jägern gehört. Ein Spaziergang von Zeit zu Zeit im Wald an der Seite eines Jagdschein-Inhabers hält keinem Vergleich mit einer Unterhaltung stand, wie sie nachstehend beschrieben wird. Jagdscheinbesitzer haben den großen Vorteil, dass zu ihrer Ausbildung die Hundekunde gehörte und dass sie sich wahrscheinlich mehr in freier Natur aufhalten werden als der Durchschnitts-Bürger. Bei der am häufigsten gezüchteten Jagdhunderasse in Deutschland ( Platz drei der Welpenstatistik www. VDH.de ) erreichen auch nur 5 - 7% von rund 3.000 Hunden die so genannte Anlagenprüfung der Elite - die Hegewald-Zucht-Prüfung. Dabei wird in den Anlagefächern (wie Spur, Nase, Suche, Vorstehen, Führigkeit und Arbeitsfreude) und Abrichtfächern (Schleppe mit Haar- und Federwild, Art des Bringens und Gehorsam) geprüft. Was machen eigentlich die anderen Hunde bezüglich Bewegung und intellektueller Anforderung?

Es käme doch aber auch niemand auf den Gedanken einen Schäferhund oder Border-Collie nur an solche Menschen abzugeben, die eine schützenswerte Schaf-Herde vorzuweisen haben. Der einfache Besitz eines bestimmten Ausweises dokumentiert nicht die Befähigung die Anlagen eines Hundes zu fördern. Umso schöner ist jedoch das Zusammenspiel zwischen Jäger und seinem Hund, wenn auf die Eigenschaften und Anforderungen des Jagdhundes in freier Natur eingegangen wird. Dass Jagdkultur und dennoch Wildreinheit gut zusammenpassen, belegen u.a. die Meutehalter, auch sie sind Mitglieder im Jagdgebrauchshundeverband. Bei ihnen ist das Ersatzwild heute eine künstliche Duftspur aus Anis, Heringslake und ähnlichen stark riechenden Stoffen.

Die nachstehenden kurzen Anleitungen können sowohl für Welpen als Anleitung für den praktischen Jagdbetrieb, als auch für alle (Jagd)Hunde als sinnvolle Unterhaltung und Beschäftigung betrachtet werden.

Es wird niemals zu einer psychischen Schwächung des Hundes führen, wenn dem Schnüffeln, Spüren, Nachlaufen nicht das Schütteln, Töten und eventuelles Fressen folgt. Immerhin hat der Hund in aller Regel bei uns einen gut gedeckten Tisch zuhause. Der Umkehrschluss wäre allerdings falsch, dass er - weil er ein großes Futterangebot zuhause hat - diesen Einzelantrieben nicht mehr folgen müsste. Auch ist es ein Irrglaube, dass sich der Jagdtrieb auf lebende Beute beschränkt. Hunderte von zerrissenen Pantoffeln oder Socken belegen das. Die jagdlichen Elemente sind nicht im Zusammenhang zu sehen, sondern können im Spiel separat angeboten werden. Haben Sie nicht auch schon einen Hund beobachtet, der ein an einem Baum befestigtes Seil fand und sich bis zur totalen Erschöpfung verausgabte. Hat der Hund danach nicht gelacht?

Grundvoraussetzungen

Erinnern Sie sich bitte an ein Wolfsrudel. Kein Welpe wird sich zu weit vom Rudel entfernen, kein Welpe wird es wagen vor den Alpha-Tieren herzulaufen. Die Hunde fühlen sich wohl im Schutze des Rudels und würden die Position des Leithundes nie in Zweifel ziehen. Also ist es Ihre erste Aufgabe dem Hund in Ihrem Rudel Sicherheit zu bieten. Danach wird er Ihre Stellung durch Ihre konsequente Führung anerkennen.

Für einen vernünftigen Ablauf sind Grundbeziehungen zwischen Hund und Mensch notwendig. Dazu gehört, dass sich der Hund mindestens an Ihnen orientiert. Wie? Nie dem Hund nachlaufen. Er fasst das entweder als Einladung zum Spiel auf und wird sich immer weiter von Ihnen entfernen oder er fasst Ihr schließlich aggressives Auftreten als psychischen Druck mit anschließender Strafe auf. Er wird sicherlich nicht gerne zu Ihnen kommen. Ihr Ziel werden Sie so nicht erreichen. Aber drehen Sie sich doch einfach mal um, entfernen sich vom Hund und tun so als wenn Sie nach zehn, zwanzig Metern die tollste Beute gefunden hätten. Mit höchster Aufmerksamkeit auf Ihre Aktionen wird Ihr Hund zu Ihnen nachgelaufen kommen. Wenn Sie ihn dann freudig begrüßen und ihn an der Beute teilhaben lassen - indem Sie ihm z.B. mit viel eindeutigem Lob ein Leckerchen verabreichen - werden Sie Ihren Hund dazu bringen ständig Ihre Nähe zu suchen. Steigern Sie dieses Spiel mit einem akustischen Zeichen, wie einem Pfiff oder einem eindeutigen Kommando, gelingt es Ihnen zukünftig auch Ihren Hund bei ungewünschtem Entfernen zurückzuholen.

Sehen

Unsere Hunde haben mit über 220 Grad ein deutlich größeres aktives Sichtfeld als der Mensch mit 100 Grad. Dafür sieht er nur so detailliert wie ein rot/grün-farbenblinder Mensch und das auch nur bei beweglichen Objekten. Diese Sehfähigkeit hat der Hund aber wiederum sowohl tagsüber wie bei Nacht.

Um Unterhaltung zu bieten und den Sehsinn zu schärfen, eignet sich ausgezeichnet das Spiel und Training mit der Reizangel. Auf kleinstem Raum - und wenig Bewegung für den Menschen - kann der Hund seinem Jagd- und Spieltrieb nachgehen und sich voll verausgaben. Das Arbeitsgerät ist leicht selbst herzustellen. An eine lange Rute, die sie sich in freier Natur selbst suchen können, befestigen sie ein Stück Schnur. Am anderen Ende binden Sie das Objekt der Begierde Ihres Vierbeiners an.

Hier scheint ein Hinweis angebracht. Sie können mit den verwendeten Reizobjekten Fähigkeiten wecken und entwickeln, die bei Ihrem Hund ein Leben lang nachwirken. Es ist bekannt, dass bereits nur sechs Wochen alte Deutsch-Drahthaar Welpen vor der Reizangel vorstehen. Es handelt sich also um einen angeborenen Auslösemechanismus, der genetisch vorprogrammiert ist. Prägen Sie nun sein Verhalten auf ganz bestimmte Objekte, die mit einem Geruch unverwechselbar verbunden sind, wird Ihr Hund auf die zukünftige Jagd nach solchen Objekten geschult.

Nur für Hunde, die später im Jagd-Einsatz stehen, empfehlen sich also Düfte von lebender Beute, wie Teile vom Federwild oder Haarwild. Ihrem Hund sollten Sie dennoch solche anlagetypische Abwechslung verschaffen. Ein aktiver Jäger und Jagdhund-Züchter berichtete mir stolz, dass seine Hunde selbst vor einem Taschentuch an der Reizangel vorstehen. Es kann ja ruhig etwas spannenderes wie z.B. ein Futterbrocken sein, der dann von Zeit zu Zeit auch vom Rudelführer erbeutet und mit dem Hund geteilt werden kann. Bewegen sie nun die Angel kreisend, mit wechselnden Richtungen und Geschwindigkeiten, stoppen von Zeit zu Zeit, so dass der Hund wenn Sie wollen die Beute erwischt oder nicht. Bei diesem Spiel kann Ihr Hund auch den Befehl "down" gut erlernen oder anwenden. Das bringt Bewegung, Spaß und Ausdauer für den Hund und dem Ausbilder Anerkennung seines Schützlings.

Riechen

Die Nase ist das bestentwickelte Organ des Hundes. Diese Fähigkeiten macht sich der jagende Mensch zunutze. Die Überlegenheit führt dazu, dass in Jägerkreisen anerkennend und vollkommen richtig gesagt wird "die Jagd ohne Hund ist Schund". Über die Nase gewinnt der Hund die meisten Informationen - wer wann kommen wird, wo er herkommt, welche Stellung er im Rudel hat, usw. Auch nach Tagen kann er am Urin und Kot Information ablesen, die für uns Menschen an Litfass-Säulen oder Plakatwänden angeschlagen werden müssten.

Also bieten wir unserem Vierbeiner doch auf diesem Sektor auch etwas Abwechslung.

Reines Spazieren gehen wird Ihren Jagdhund ganz bestimmt nicht auslasten. Er geht bestimmt nicht mit Ihnen mit, nur um mal ein bisschen frische Luft zu schnappen und die vom Sitzen oder Liegen müden Knochen ein wenig zu bewegen - und schon gar nicht wenn es so regnet, dass man keinen Hund vor die Tür jagt! Vielmehr wird er versuchen - seinen Trieben folgend - sein Territorium abzusuchen und abzustecken. Aber sicher wird er auch überzeugt sein, dass Sie als sein Begleiter mit ihm gemeinsam auf Futtersuche gehen.

Mit Hunden bei denen die Grundlagen des Vertrauens - siehe oben - hergestellt sind, könnten Sie zum Beispiel eine Feldsuche machen. Dies festigt die Bindung zwischen Ihnen und Ihrem Hund, weil sie gemeinsam jagen und er stark auf Sie als Führer fixiert ist.

Auch hier wieder ein Hinweis, um im Vorfeld Missverständnissen und Ärger vorzubeugen. Machen Sie die Übungen in einem Gelände, dass entweder eingezäunt ist, oder sprechen Sie Jagdaufseher, den Bauern und andere, die Ihre Übungen misstrauisch beäugen, vorher an. Dann können die Übungen beginnen.

Gehen Sie mit Ihrem Hund am Ende und der Mitte in ein Feld und zwar so, dass der Wind Ihnen entgegenkommt. Durch deutliches Sichtzeichen, Sie schwenken weitrahmig mit Ihrem Arm, zeigen Sie in eine Richtung und gehen mit dem Hund in die Richtung und schicken ihn mit "such voran" voraus. So wird er sich auf den Weg machen. Sie verändern selbst Ihre Laufrichtung kurz bevor Ihr Hund den Feldrand erreicht. Unterstützen Sie zunächst per Zuruf, so dass der Hund in Ihre Richtung kommt. Folgt er, wird er ausgiebig gelobt, belohnt und schon wieder in die andere Richtung geschickt. Sie gehen dabei langsam in der Mitte des Feldes vorwärts, bei Richtungswechsel jeweils auch die neue Richtung andeutend. Ihren Hund leiten Sie jeweils vor Erreichen des Feldrandes wieder in die andere Richtung. Zwischenzeitlich, bei gelungener Aktion, wird gelobt und die Bindung verstärkt. Ihr Hund sollte ständig versuchen mit Ihnen Blickkontakt zu halten und auf Ihre deutlichen Zeichen hin zu folgen.

Die Motivation bezieht Ihr Hund aus dem Jagdinstinkt, hauptsächlich aber aus der enthusiastischen Zusammenarbeit mit dem Steuermann. Es sollte auf jeden Fall sichergestellt werden, dass Sie den Hund bei Wildkontakt abrufen können. Sie werden sicherlich Wild eher als Ihr Hund erblicken und können dann auf Ihren Hund einwirken. Mit einem gut ausgebildeten und führigen Hund können Sie diese Übung im Herbst mal in einem Rübenfeld ausprobieren. Sie werden sich wundern zu welchen Leistungen Ihr Hund befähigt ist.

Es wird in diesem Beitrag immer der Versuch gemacht die Unterhaltung des Hundes naturnah zu betreiben. Spiele wie Agility, Degility, Flyball, mit dem Frisbee und ähnlichem können Sie in der Fachpresse ständig nachlesen und sind nicht Gegenstand dieses Aufsatzes.

Die Schleppe

Hierbei werden die vorhandenen Anlagen des Hundes verstärkt. Es wurde zuvor schon darauf eingegangen, dass der Hund jagt - versucht Futter zu finden und zu erbeuten - obwohl er genau weiß, dass zuhause sowohl Wasser als auch eine Schüssel Futter auf ihn warten.



Also bieten wir ihm doch ein Erfolgserlebnis bei der Futtersuche, eine Anerkennung für den Einsatz seiner Nase. Bereits in der frühen Welpenphase können wir ihm eine Spur legen, an deren Ende sein Futter wartet. Dazu ziehen wir ein Stück Fleisch über eine zunächst kürzere Distanz und stellen dort seine Futterschüssel ab. Das Lob holt er sich in Form von Futter zwar schon alleine ab, aber wir unterstützen den Welpen noch zusätzlich mit unseren anerkennenden Worten. Diese Übung lässt sich nun beliebig steigern, indem die Schleppe verlängert wird, die Schüssel abgedeckt wird und er im "Sitz" warten muss bis wir das Futter aufdecken. Ein so trainierter Hund wird im Laufe der Zeit begeistert auch lange, alte und schwierige Fährten verfolgen.

Ohne in die strittige Diskussion der professionellen Schweißhund-Ausbilder eingehen zu wollen, ob die Fährte getupft, getropft oder gespritzt werden sollte oder man sogar einen Fährtenschuh tragen muss, soll hier nur das Potential aufgezeigt werden. Sie können sicher sein, dass Ihr Hund mit Begeisterung jeder Fährte folgt, wenn er motivierend dazu angeleitet wird.
Ein Strumpf gefüllt mit allem was ein Hund gerne riecht - Leberwurst, Fleischreste und mögen sie noch so vergammelt riechen -, an einer Schnur durch die Natur, über Stock und Stein gezogen, wird Ihren Hund dazu bringen die Nase zu senken und sie sinnvoll einzusetzen. Sie können sich auch einen Spazierstock präparieren, indem Sie einen Plastikbehälter daran anbinden, aus dem über einen kleinen Kunststoffschlauch geruchsintensiver Stoff (kann z.B. Milch, gerade alte Milch sein) an einen Schwamm oder Tuch am unteren Ende des Spazierstocks geleitet wird. Marschieren Sie unter kräftigem Stock-Einsatz los und bieten Sie eine so ausgeführte Fährte später Ihrem Hund an. Vielleicht rutscht Ihnen dann später auch mal der Stock aus und betupft einen Baumstamm in Kniehöhe oder er wird durch einen Busch gezogen. Der Kreativität sind natürlich keine Grenzen gesetzt.

Apportieren

Ziel dieser Aufgabe ist es Beute zu machen und einen Gegenstand zum Führer zu bringen. Nützlich war die Vorbereitung mit der Reizangel, da der Hund es gelernt hat sich fest auf etwas zu konzentrieren. Lassen Sie den Hund ruhig vor sich sitzen und halten ihm den zu bringenden Gegenstand vor die Nase. Dabei sollten Sie bereits das Kommando "Apport!" verwenden.

Der zu bringende Gegenstand ist klassisch ein hölzerner Apportierbock mit einem leicht im Fang zu haltenden Mittelstück und größeren Endstücken, die beliebig schwerer gemacht werden können. Zunehmend setzen sich Apportiersäcke aus Kunststoff oder stabilem Rindsleder durch. Auch diese gibt es in verschiedenen Größen und mit zusätzlichen Gewichten. Das Ziel der Begierde nennen wir also nachstehend neutral Apportel.

Es wird Ihnen sicherlich leicht gelingen das Interesse des Hundes auf das Apportel zu lenken. Auch wenn Sie sich ein Stück entfernen wird er versuchen das Apportel zu ergreifen. Lassen Sie ihn zupacken und seine Beute einige Meter stolz und von Ihnen toll gelobt tragen. Dann bleiben Sie stehen, warten bis der Hund sich setzt - wird er wahrscheinlich von alleine machen, vielleicht helfen Sie etwas nach - und nehmen unter dem Kommando "Aus!" das Apportel. Sie sollten darauf achten, dass der Hund unter allen Umständen schon beim ersten Versuch das Apportel hergibt. Für den Fall, dass er es nicht hergibt, sollten Sie mit einem Leckerchen bewaffnet sein und versuchen mit ihm zu tauschen.

Es ist nun an Ihnen die Übung zu steigern. Werfen Sie das Apportel und lassen Sie den Hund aus dem Sitz seine Beute holen und Ihnen zurückbringen, indem er vor Ihnen sitzt und Sie das Apportel aus seinem Fang übernehmen. Daraufhin erfolgt Lob und von Zeit zu Zeit Belohnung.

Arbeiten Sie mit dem Hund - wie ganz allgemein bei allen Übungen - nur so lange, wie er erkennbar Vergnügen an den Übungen hat. Brechen Sie besonders zu Beginn sofort ab, wenn Sie erkennen, dass der Eifer Ihres Hundes erlahmt. Jede Übung sollte mit einem Erfolgserlebnis enden und mit positiven Assoziationen verbunden bleiben.

Der letzte Hinweis ist nicht bei der Unterhaltung mit dem Futterbeutel nötig. Sehen Sie sich bitte unsere kleine Bildergeschichte an.

Copyright Isabelle Dürholt / Autor Walther Dürholt (+)