Auch Hunde werden alt!

Ein untrüglicher "Gradmesser für die Herzensbildung eines Volkes und eines Menschen ist, wie sie die Tiere ansehen und behandeln". (Berthold Auerbach) Dies gilt ganz besonders für die alten Hunde.



Während der Mensch etliche Jahrzehnte Zeit hat sich auf den Lebensabend vorzubereiten, tritt die Pensionsgrenze des aktiven Jagdhundes bereits nach rund acht Jahren ein. Die früher angenommene Altersbestimmung, dass ein Kalenderjahr sieben Hundejahren entspricht ist viel zu grob. Ein einjähriger Hund hat bereits den Entwicklungsstand eines Teenagers. Im Alter läuft die Umrechnung je nach Rasse und Gewicht stärker auseinander. Während ein zehnjähriger Terrier umgerechnet gerade 58 Jahre alt ist, hat ein schwerer, großer Hund bereits das Pensionsalter erreicht und ein Rottweiler wäre gar schon fast 80 Jahre alt.


 

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15- 30 kg

 

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30-45 kg

 

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ab 45 kg

 

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Die Tabelle zeigt Ihnen die Hundejahre im Vergleich zu Kalenderjahren unter Berücksichtigung des Gewichtes an.


Durch die Altersforschung beim Menschen hat sich die Lebenserwartung drastisch erhöht. Auch die tiermedizinische Forschung hat sich in den letzten Jahren verstärkt um die Altersheilkunde beim Hund gekümmert. Daraus resultierend wurden Verbesserungen der Ernährung und Therapien entwickelt. Folglich werden auch unsere Jagdhunde, wenn sie sachkundig geführt werden, deutlich älter. Die guten Vorsätze der Zuchtvereine, ihre Hunde nach Gesundheit, Leistung und Bedarf zu züchten, verstärken den Trend - gerade bei Jagdhunden. So ermittelte die medizinische Tierklinik der LMU in München, dass die durchschnittliche Lebenserwartung bei Hunden in den letzten 30 Jahren um über drei Jahre stieg.
Jedem Lebewesen wird eine gewisse Menge Energie mit auf den Weg gegeben, die sich im Laufe der Zeit verbraucht. Durch genetische Veränderungen im Alter wird die biologische Altersgrenze erreicht. Die Erforschung solcher Zusammenhänge ist noch in den Anfängen. Einige Fakten stehen allerdings fest.

Alte Hunde haben weniger Bewegungsdrang und mehr Schlafbedürfnis. Schieben Sie ihn deshalb nicht in eine Ecke oder gar den Zwinger ab. Beschäftigen Sie ihn im Rahmen seiner Leistungsfähigkeit. Trainieren Sie gerade jetzt die geistigen Fähigkeiten Ihres Hundes mit Gehorsamsübungen, geben Sie ihm Aufgaben und Anreize. Auch beim alten Menschen kennt man den Altersstarrsinn. Sie beschäftigen sich vorbeugend mit Kreuzworträtseln oder Spielen Pacience. Mentale Stimulationen beugen typischen Alterserscheinungen vor.

In jeder Preisklasse gibt es heute auf den alten Hund abgestimmtes, altersgerechtes Futter. Stellen Sie die Ernährung um. Durch verminderte Bewegung und den damit verbundenen niedrigeren Stoffwechsel braucht der alte Hund rund 20% weniger Kalorien. Das Gewicht hat entscheidenden Einfluß auf die Lebenslänge. Übergewicht belastet zusätzlich das Herz-Kreislauf-System. Im Futter sollten Hinweise auf beta-Karotin und die Vitamine C, E und K sein; sie verhindern degenerative Vorgänge und helfen beim Abbau von Bakterien und Viren. Nochmals, Altern ist keine Krankheit, aber das Immunsystem ist nicht mehr so aktiv, die Funktionsfähigkeit der inneren Organe und die Muskelmasse nehmen ab, das Verdauungssystem wird empfindlicher.

Gehen Sie konsequent bei ersten Anzeichen zum Tierarzt statt nur zu den jährlichen Impfterminen. Die Tiermedizin kann helfen Leiden zu mindern oder gar Schmerzen zu verhindern.

Eine schwere Entscheidung ...

Eines Tages wird der Hundeführer wahrscheinlich zu einer seiner schwersten Entscheidungen gezwungen werden. Sie werden feststellen, dass auch der Tierarzt nicht mehr helfen kann, aber weiteres Leiden sollte unserem Freund erspart werden. Bereiten Sie sich selbst auf diese Situation vor, sprechen Sie innerhalb der Familie oder mit Freunden über dieses Thema. Nur in den seltensten Fällen wird Ihr Hund durch plötzlichen Herzstillstand sterben. Ersparen Sie Ihrem Hund auf dem letzten Weg den Stress in einer fremden Arztpraxis. Jeder Tierarzt wird Verständnis für einen Abschied in trauter Umgebung haben. Mag es noch so schwer für Sie selbst sein, Sie sollten als "sein Mensch" in den letzten Minuten bei ihm sein, der Hund braucht gerade jetzt Ihre Nähe. Bereiten Sie sich auch auf die Frage nach der Beseitigung des Kadavers vor. Hierzu gibt es individuelle Lösungen. Trost spenden sicher ebenfalls Tierschützer in Ihrem persönlichen Umfeld.

Manche Tiere leben immer - in unserem Herzen ...

Copyright Isabelle Dürholt