Der Jagdhund vom Tierschutz           

 

Während das Bundesjagdgesetz bei einigen Jagdarten aus gutem Grunde den Einsatz von Jagdhunden vorschreibt, ist die Haltung eben dieser Hunde in den Händen von nicht Jagdausübungsberechtigten umstritten. Züchter der typischen Jagdhunderassen geben ihre Welpen nur gegen Vorlage eines Jagdscheines ab. Dennoch stehen permanent Dutzende solcher Hunde zur Vermittlung im Tierschutz an. Die Gründe dafür können vielfältigster Art sein! Der Hund kann evtl. durch Schussscheue für die Verwendung in der Jagdpraxis nicht geeignet sein, oder er ist durch Trennung oder Tod des Halters beim Tierschutz, um eine gute und artgerechte Zukunft bei kompetenten Menschen zu erhalten.

Mit diesem Beitrag soll objektiv auf die rassebedingten Wesensunterschiede der Hunde eingegangen werden.

Diese Unterschiede relativieren sich sofort, wenn man sich in Erinnerung ruft, dass der Hund zweifelsfrei vom Wolf abstammt und der genetische Unterschied zum Wolf lediglich 0,2 % beträgt. Sind doch schon zwischen verschiedenen Wolfspopulationen 0,16 % oder gar zum Kojoten - der früher fälschlich als Urvater des Hundes benannt wurde - 3,1 % Unterschied im Genotyp festgestellt worden [1]
Geht man weiterhin davon aus, dass die Domestizierung des Wolfes vermutlich vor über 100.000, nachweislich 25.000 Jahren begann, wie groß (besser klein) sind dann wohl die Unterschiede zwischen Jagd- und Begleithund. So lassen sich Wölfe und Hunde problemlos paaren, wie bei Erik Ziemens Versuchen mit Wolf und Pudel eindrucksvoll beschrieben [2].
Keine andere Säugetierart unterscheidet sich so stark wie die Hunde in Größe, Felltyp, Farbe und Temperament. Und dennoch, der genetisch fixierte Unterschied ist minimal. Darüber hinaus wurden noch bis vor kurzer Zeit diese angewölften (!) Eigenschaften total überbewertet. Stattdessen macht das erlernte Verhalten sicher mehr als 70 % des Hundes aus.
Weiterhin ist davon auszugehen, dass sich Jagdhunde von anderen Rassen nicht im wichtigsten Urtrieb - dem Arterhaltungstrieb - unterscheiden. Die dazu zählenden Geschlechts-, Pflege- und Geselligkeitstriebe sind bei allen Hunden vorhanden. In der nächsten wichtigen Hierarchiestufe - dem Selbsterhaltungstrieb - gilt ähnliches in bezug auf Unterordnung, Fluchtverhalten, Selbstverteidigung und Wachsamkeit.
Was letztendlich bleibt, ist der Jagdtrieb!
Nur bei den Jagdtrieben lassen sich signifikante Unterschiede herleiten auf die nachstehend eingegangen werden soll. Obgleich dieser Trieb bei jedem Hund - wenn auch stellenweise nur schwach - vorhanden ist.

Apportieren

In Verbindung mit einem Jagdhund hat man sofort Bilder vor Augen, dass ein Hund den geschossenen Hasen oder eine Ente zum Jäger bringt. In seinem Ursprung bedeutet dieses Verhalten nichts anderes, als dass nicht sofort gefressene Beute zum Rudel zurückgebracht wird und dort - falls ein Überangebot an Nahrung besteht - vergraben wird. Es muss jedoch kein Tier sein, dass freudig erregt herangetragen und abgegeben wird! Richtig angeleitet wird uns der Jagdhund jeden Gegenstand, den wir fortwerfen oder verstecken aus eigenem Antrieb bringen, wie es im Hundesport leicht zu beobachten ist.

Beute-Dummy

Perfektioniert wird dieses Spiel zwischen Hund und Mensch mit einem Beute-Dummy (Futterbeutel).Dazu wird ein Beutel aus natürlichem Material - Leder ist bestens geeignet - mit Futter gefüllt. Je nach Intention des Führers kann es sich dabei um sogenannte "Leckerlies" - also echte Verführer - handeln oder um ganz normales Trockenfutter. Der Hund wird zu sich gerufen, in Sitzhaltung gebracht und für den Dummy interessiert. Bei Übungsbeginn sollte der Hund nicht überfordert werden, der verschlossene Beutel also für den Hund leicht auffindbar sein. Nach Ihrem Kommando "Apport" wird der Hund laufen, suchen und finden. Apportieren wird er ganz automatisch, wenn er festgestellt hat, dass er nicht an das Futter kommt. Sie - als der Rudelführer sofort anerkannt - öffnen nach ausgiebigem Lob dem Hund den Beutel und lassen ihn daraus fressen. Aber bitte nur wenig, um die Gefahr einer Magendrehung auszuschließen. Wiederholen Sie die Übung bis das Futter alle ist oder Ihr Hund sich auch wirklich verausgabt hat, aber auf jeden Fall bevor Ihr Hund keine Lust mehr hat. Denn jede Übung mit Ihrem Hund sollte mit einem Erfolgserlebnis enden! Es bedarf sicherlich keiner weiteren Beschreibung, mit welchen Schwierigkeitsgraden diese Übung intensiviert werden kann und wie viel Beschäftigung dem Hund damit geboten wird.
Folgende Begebenheit spricht sicherlich für die gute Veranlagung einer Deutsch Drahthaar-Hündin, die auch mit einem Beute-Dummy beschäftigt wurde, aber auch für die Freude, mit der diese Aufgaben erledigt werden. Der Dummy verfing sich in 15 Meter Höhe in einem Baum. Dort überstand er Herbststürme, Eis und Schnee im Winter. Die Hündin hat jedoch permanent die Umgebung inspiziert. Bis der Dummy schließlich nach über einem Jahr aus dem Baum fiel. Freudig wurde dem Führer ein ausgebleichter, von Vögeln attackierter Ledersack mit leider schon verschimmeltem Inhalt apportiert. In diesem Fall wurde mit einem Ersatz-Leckerle die Ausdauer belohnt.
Behaupte also bitte keiner, dass es dem Jagdhund besser gefällt, ein "Lebewesen" zu apportieren.

Spürtrieb

Auch hier denkt man zunächst an den Jagdhund, der mit tief über dem Boden geführter Nase Witterung aufnimmt, um z.B. für seinen Jäger verletztes Wild aufzufinden. Dass diese herausragenden Eigenschaften aber auch in anderen, sinnvollen Situationen genutzt werden können, wurde uns gerade in letzter Zeit häufig in Nachrichtensendungen gezeigt. Jagdhunde versuchen, nach Erdbeben oder Explosionen in zerstörten Häusern deren Besitzer aufzuspüren.
Aber auch ohne solch dramatischem Hintergrund kann dieser Trieb befriedigt werden. Ziehen Sie ganz einfach ein geruchsintensives Textil hinter sich her, laufen große Bögen, und hinterlegen am Ende der Fährte eine Überraschung. Danach bringen Sie Ihren Hund an den Anfangspunkt der Fährte und interessieren ihn dafür. Wenn Sie merken, dass er die Fährte aufgenommen hat, lassen Sie ihn selbständig suchen. Ihr Hund wird nach den ersten Erfolgserlebnissen mit Begeisterung auf seinen nächsten Einsatz warten.
Mit den hier genannten Beispielen sind alle Untergruppen des Jagdtriebes und darüber hinaus befriedigt. Und einen so artgerecht beschäftigten Jagdhund wird es sicherlich nicht mehr interessierten, ob sein Rudelführer einen Jagdschein hat.

Der Jagdhund bekommt ein neues Zuhause

In aller Regel sind die Jagdhunde, die im Tierschutz vermittelt werden, dem Welpenalter entwachsen. Es müssen also erwachsene Hunde mit größtenteils unbekanntem Vorleben an neue Menschen gewöhnt werden, und das nach einer häufig schwierigen Übergangsphase. Der neue Besitzer ist nun dafür verantwortlich, dass es zu einer neuen Bindung auf der Basis von Vertrauen, Geborgenheit und Sicherheit kommt. Bitte lassen Sie Ihrem Tier alle Zeit dieser Welt, sein neues Zuhause in aller Ruhe kennen zu lernen. Vermeiden Sie jeden Stress!
Als Wolfserben ist dem neuen Hund der Geselligkeitstrieb erhalten, der die Beziehung erleichtert. Grundsätzlich ist er die Gefolgschaft des Alpha-Tieres gewohnt, das an der Spitze des Rudels steht, für Sicherheit sorgt und ausreichend Beute verschafft. Aber achten Sie bei starken Hunden auf das Dominanzstreben nach Rudelführerschaft und bei ängstlichen Hunden auf das Zauberwort "Sicherheit". Die müssen die Tiere nämlich gewinnen, um Verlustängste abzubauen.

Häufig werden Tiere vor der Vermittlung im Tierschutz als absolut lieb, folgsam und gelehrig geschildert, deren Verhalten sich nach der Vermittlung kurzfristig ganz anders darstellt. Beachten Sie daher bitte immer - und das gilt verstärkt für Jagdhunde, dass für den Hund ein vermenschlichter, antiautoritärer Führungsstil [3] widernatürlich ist, da nur echte Autorität und Konsequenz anerkannt wird.
Erziehen bedeutet bei der vom Tierschutz vermittelten Jagdhunden nichts anderes als Korrekturen am Verhalten vorzunehmen. Die Unterordnung in einer Gemeinschaft ist dem Hund angewölft. Ziel muss aber immer die gewaltfreie Unterordnung des Hundes sein. Dieses erreichen wir durch Dominanz und psychische Überlegenheit. Erinnern Sie sich bitte an den Beute-Dummy. Ich, der Führer, öffne den Beutel und lasse den Hund an meiner Beute teilhaben. Das schafft Anerkennung.
Gewalt und körperliche Strafe sind immer sinnlos und können darüber hinaus ganz schlimme Folgen haben. Beispielsweise die Bestrafung durch Schütteln in Nackenfell. Ein ganz häufiger Fehler. Der Hund hat als Welpe gelernt, dass durch Biss im Genick und Schütteln Beute oder Angreifer getötet werden [4]. Was soll der Hund von Ihnen denken? Sie glauben ihn körperlich gestraft zu haben, gaben sich in seinen Augen aber schlicht der Lächerlichkeit preis.

Vor der Anschaffung des Jagdhundes ?

"Drum prüfe wer sich ewig bindet" gilt sicherlich auch bei der Entscheidung, einen Hund als Rudelmitglied aufzunehmen. Sie treffen eine langfristige Entscheidung, wird doch ein großer schwerer Jagdhund in der Regel 12 Jahre alt - entsprechend einem Menschen-Alter von 85 Jahren. Bei leichtgewichtigen, kleinen Hunden entspricht dieses Alter einer Lebenserwartung von 14 -16 Jahren.
Binden Sie Ihre Familie aber auch den Freundes- und Bekanntenkreis in den Entscheidungsprozess mit ein, denn die Anschaffung eines Jagdhundes verlangt Zeit, Ausdauer und Konsequenz. Häufig genug werden Sie bei der Vermittlung von Jagdhunden auf eigenes Haus mit eingezäuntem Grundstück angesprochen - das wäre schön, ist aber sicherlich nicht immer Grundbedingung. Der Jagdhund bedarf - mehr als andere Hunde - viel Bewegung! Ein nicht ausgelasteter Jagdhund wird schnell zur Belastung und kann letztendlich eine Familie tyrannisieren.

Wie finde ich meinen Traumhund ?

Ihre Optionen werden im Vergleich mit anderen Hunderassen dadurch eingeschränkt, dass Sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Welpen von einem guten Züchter bekommen werden. Die schlechteste aller Entscheidungen wäre nun der Gang zum Händler. Dort werden auch reinrassige Jagdhunde "mit Papieren" zum Kauf angeboten. Sie fördern schlichtweg profitorientierte Tierquälerei. Wer die Zucht-Maschinen im In- und Ausland je gesehen hat, kann die Abscheu verstehen.
Die Zucht von Jagdhunden ist in aller Regel eine Liebhaberei, und viele gute Verbände bieten eine Vermittlung von Abgabetieren an. Auf diese Quelle sollte auf jeden Fall zurückgegriffen werden, wenn man denn unbedingt einen reinrassigen Welpen vom Züchter möchte. Mit diesen Verbänden, die sich überregional auf Jagdhunde, hauptsächlich Vorstehhunde, spezialisiert haben, steht auch der Verein Jagdhunde in Not e.V. in enger Verbindung. Dort werden die Tiere in solche Führerhände vermittelt, wo sie vermutlich die besten Lebensbedingungen vorfinden. Bei Jagdhunde in Not findet sowohl der Jäger seinen gut ausgebildeten Jagdbegleiter - also ein richtiges "Arbeitstier". Aber es besteht hier auch die Möglichkeit für Liebhaber bestimmter Rassen "seinen" Jagdhund zu bekommen. Jagdtrieb, Verträglichkeit, Umfeld, Kenntnisse des neuen Führers werden vorab abgestimmt.
Vergessen Sie bitte auch nicht die in Ihrer Nähe gelegenen Tierheime !!!!!!!!
Denn einen Jagdhund aus einem Tierheim zu übernehmen, bedeutet fast immer ein Tier von großer Qual zu befreien. Jagdhunde sind immer äußerst führerbezogene Tiere, für die selbst bei Rudelhaltung der fehlende Führer Entzug bedeutet. Die verhaltensbiologischen Veränderungen sind dramatisch. Häufig genug werden dann diese apathisch im Zwinger liegenden Hunde übersehen oder stoßen andererseits durch aggressives Verhalten an den Gittern ab. Manche Tiere verweigern sogar gänzlich die Futteraufnahme und legen sich zum Sterben in die letzte Ecke.
Last but not least bieten verschiedene Fernsehsender den Tierschutzorganisationen eine Plattform, um ihre Schützlinge einem großen Publikum vorzustellen. [5,6,7] Dort haben Sie u.a. speziell die Möglichkeit sich Tiere anzuschauen, die aus südlichen Ländern kommen. Jagdhunde sind hierbei überdurchschnittlich häufig vertreten. Das Verhalten südeuropäischer Jäger, ihre Jagdhunde nach Abschluss der Jagdsaison verwildern zu lassen, kann nicht häufig genug angeprangert werden. Durch das Vorleben dieser Tiere, die sich in freier Wildbahn schnell zu Rudeln zusammenfinden und danach auch in Tierheimen gerne im Sozialverband gehalten werden, ist eine äußerst gute Verträglichkeit mit Artgenossen zu beobachten. Direkten Kontakt zu Tierheimen und Verbänden für Jagdhunde aus dem Süden erhalten Sie über [8].

Welche Jagdhunderasse passt zu mir ?

Sollte die Motivation zur Anschaffung eines Jagdhundes irgend etwas mit Repräsentationszwecken zu tun haben, vergessen Sie es bitte im Ansatz. Aufwand und Nutzen stehen für Sie in keinem Verhältnis - vom armen Hund ganz zu schweigen.
Die Bandbreite der Jagdhunde entspricht in Größe, Fell und Temperament fast der Gesamtheit aller Hunderassen. So sollten Sie - abgesehen von Äußerlichkeiten - das Betätigungsfeld, in dem sich der Hund bewegen wird, mit dessen Verhaltsrepertoire abgleichen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es - unterhalb der rassespezifischen Merkmale - auf das Tier bezogene individuelle Eigenschaften gibt. Beobachten Sie doch nur in aller Ruhe einmal einen Wurf Welpen im Alter von 6 Wochen. Jeder Hund unterscheidet sich von den Wurfgeschwistern. Der/die Aktive, der/die Neugierige, der/die Ängstliche sind leicht zu ídentifizieren.
Die Veranlagung bestimmter Rassen ist im Verlaufe von Jahrhunderten züchterisch gefördert worden und so unterscheiden sie sich erheblich. Zitieren möchte ich aus einem wirklich lesenswerten Standardwerk über Jagdgebrauchshunde von Dr. Carl Tabel [9]. Er beschreibt die Gegenüberstellung von einem Jagdterrier und einem Hannoverschen Schweißhund. Einerseits die Ruhe, Besinnlichkeit und Konzentration, wie geschaffen für das Ausarbeiten einer Fährte, andererseits das überschäumende Temperament, rabiate Schärfe und Kämpfernatur über und unter der Erde.
Eine wenn auch nicht ganz schlüssige Einteilung der Hunderassen nimmt die FCI Federation Cynologique International [10] vor. Dabei wird in der Gruppe 4 der deutsche Teckel aufgeführt, auf den an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden muss. Seine rassetypischen Eigenarten hat er sich auch Jahrzehnte nach dem Übergang zum zweibeliebtesten deutschen Begleithund erhalten.
Ähnliches stellen wir bei Hunden der Gruppe 7, den kontinentalen und englischen Vorstehhunden fest. Die Wahrscheinlichkeit, einen zurückgenommenen Kleinen Münsterländer zu bekommen, ist groß, dennoch werden Linien zu ausschließlichem Jagdeinsatz gezüchtet. Im Verhältnis zu ihrer Verbreitung können daher viele KLM an "nur" hundeerfahrene Besitzer weitergegeben werden.
Ganz anders beurteilen wir die Lage beim Weimaraner. Zunehmender Beliebtheit - siehe Welpenstatistik des VDH [11] - erfreut sich diese Rasse. Wohingegen wir den Weimaraner-Verband in seinem sinnvollen Bemühungen bei der Abgabe seiner Hunde unterstützen. Der Jäger bietet hier immer noch die größte Wahrscheinlichkeit, dass der Hund seine Triebe ausleben kann und nicht auffällig wird. Durch seine edle Ausstrahlung und das ansprechende Äußere wird er vermehrt z.B. in der Werbung dargestellt. Dieser Rasse sollte wirklich das traurige Schicksal der "Lassies", "101 Dalmatiner" oder "Wetten dass - Border Collies" erspart werden. Sie sollten nicht zum Modehund verkommen. Kurz, Weimaraner wie Jagdterrier gehören nur in absolut erfahrene Hände. Da gibt es kein wenn und aber!
Deutlich leichtführiger sind der Vizslar, Griffon, Deutsch Kurzhaar oder Deutsch Langhaar. Nicht ganz einfach sind Pudelpointer oder Deutsch Drahthaar, obwohl letztgenannter seit Jahren an dritter Stelle der Welpenstatistik liegt. Entsprechend viele Deutsch Drahthaars suchen aus diesem Grunde bei Jagdhunde in Not ein neues Zuhause. Der Setter und Pointer wegen seines besonders sensiblen Wesens eignen sich am besten für sportliche Einsteiger.
Auch in der Gruppe 8, den Apportier-, Stöber- und Wasserhunden hat sich die Zucht auf nicht jagdlich geführte Hunde ausgeweitet. Labrador und Golden Retriever erfreuen sich stetiger Beliebtheit. So mancher Führer solcher Hunde, gefragt warum er sich einen Apportierhund anschaffte, wird mit dem Begriff wenig anfangen können und seinem Hund kann man nur wünschen, dass der Trieb von Anbeginn nicht ausgeprägt war. Ähnliches gilt für die Spaniel. Bei dem Begriff Cocker Spaniel wird man heutzutage eher an einen Hund auf dem Sofa neben einer alten, lieben Dame denken. Wer stellt sich da noch einen lautjagenden Hund vor, der in Busch, Wald und Schilf stöbert und raubwildscharf ist? Aber auch die gibt es noch.

Schlusswort

Sie werden sicherlich festgestellt haben, dass den Jagdhunden die ganze Zuneigung der Verfasserin gilt. Daher die ständigen Plädoyers, dass die artgerechte Haltung wichtiger ist, als der Jagdschein des Halters. Zum Wohle der Tiere sollte sich aber auch jeder möglichst objektiv prüfen:

- habe ich ausreichend Zeit, um dem Hund die benötigte Bewegung zu bieten
- kann ich das Tier geistig auslasten durch stöbern und apportieren
- bin ich wirklich konsequent genug, um dem Dominanzstreben zu widerstehen
- ist sichergestellt, dass mein Hund nicht zuviel alleine ist
- ist meine Wohnung so eingerichtet, dass der Hund auch an einem regnerischen Herbsttag draußen rumtollen darf ?

Können Sie alle diese Punkte ehrlich bejahen, wünsche ich Ihnen viel Spaß bei der Suche nach Ihrem Hund. Jagdhunde in Not und andere auf Jagdhunde spezialisierte Tierschutzvereine helfen Ihnen dabei gerne.  Und dem neuen Schützling gratuliere ich schon heute zu seinem neuen "Frauchen" und/oder "Herrchen".

Es kann dennoch zu Umständen kommen, dass es Missverständnisse zwischen Mensch und Tier gibt. Bitte wenden Sie sich dann nicht an den nächstbesten Hundesport-Verein, um dem Hund mal "so richtig Ordnung" beizubringen. Diesen Fehler würde Ihnen Ihr Tier nie verzeihen! Stattdessen gibt es bessere Stellen, die Hilfe anbieten: Fachleute, die sich verhaltensbiologisch auf Jagdhunde spezialisiert haben, stehen Ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Adressen und Informationen hierzu finden Sie im Internet.

TIPP: Wir empfehlen insbesondere die Kontaktaufnahme mit den ehrenamtlichen Jagdhundeexperten von: www. jagdhunde-in-not.de und www.krambambulli.de

Quellen:
[1] Wolves: DNA Pawprinting, Constance Cusick, Woodrow Wilson Collection, 1994
[2] u.a. Dr. Erik Zimen, Der Hund, Wilhelm Goldmann Verlag, München
[3] Dr. Dorit Urd Feddersen-Petersen, Aufsatz: Verhalten von Wölfen und Hunden gegenüber ihren Welpen
[4] Prof. Dr. Konrad Lorenz und Dr. Paul Leyhausen, Antriebe tierischen und menschlichen Verhaltens, R. Piper & Co Verlag, München
[5] Westdeutscher Rundfunk, Tiere suchen ein Zuhause,
[6] Mitteldeutscher Rundfunk, mdr, "tierisch, tierisch"
[7] Hessischer Rundfunk, Herrchen gesucht,
[8] Dr. Claudia Ludwig, Tierschutz im Süden,
[9] Dr. Carl Trabel, Der Jagdgebrauchshund, BLV Verlagsgesellschaft, München
[10] www.fci.be
[11] Internet: www.vdh.de

Copyright Isabelle Dürholt